Zugegeben musste ich mir erst einmal ein wenig Wissen anlesen, nachdem mir der Zufall so gloriös mitgespielt hatte. Die Absicht bestand darin, ein paar Passfotos für einen Schülerausweis zu produzieren. Neben Kamera und Licht stand mir ein brandneues Tintenstrahl-Multifunktionsgerät zur Verfügung, dessen Software über verwirrend viele Optionen verfügt.
Passbilder sind nicht wirklich groß und auf ein 10x15cm Hochglanzpaier sollte ein Nutzen von vier kein Problem darstellen. In Gimp montiert, ein wenig mehr Helligkeit und Schärfe nachgeführt und über tausend Optionen an den Drucker dirigiert. Der verweigerte den Druck, weil die Papiersorte Hochglanz Plus II nicht passen würde. Trotz mehrmaligen Versuchen per Menü und Papiertausch, Kassettenfach öffnen und schließen, war er zu keiner Kooperation zu bewegen.
Ein Öffnen aller tausend Optionen des Druckertreibers offenbarte den Kardinalfehler meines Laiengeklickers, indem ich der Druckmaschine die Verwendung von A4-Papier vorschrieb. Korrigiert schob sich der Druckkopf sofort über den Papierfetzen und offenbarte mir ein gelungenes Portrait mit ca 13 x 9 cm Seitenlänge. Von wegen Passfotos.
Motiviert durch das grundsätzliche Gelingen fand ich nach einigen weiteren Versuchen auch die Einstellung der Druckauflösung. Dankenswerterweise bot mir der Druckertreiber ein virtuelles Druckbild, was Tinte und Papier sparte. Endlich fertig sandte ich das Öevre an die Spritzmaschine. Doch mangels inzwichen leerem Papierfach piepte mich der Druckapparat von links an.
Schnell die Schublade geöffnet fand sich das Papier in der Zuführung und das Rattern und Zischen begann. Nur verfügten die Farben und die Schärfe der Tintenpressung nicht ansatzweise über die Güte der Bildschirmdarstellung. Die Saugfähigkeit der Papierrückseite entsprach vermutlich nicht ganz der, der Vorderseite.
Die Ästhetik dieser Fehlverwendung, die Offensichtlichkeit der ungewollten Nachbearbeitung, ihre Analogien zu Polaroid oder selbstgemischter Silbergelbeschichtungen sind augenfällig. So wie der versehentliche Fingerabdruck als Sinnbild der Originalität oder die durch die unterschiedlichen sprichwörtlichen Farbverläufe der Kopien entstandene Eigenständigkeit der vormals geklonten Abbilder.
Und die Unbeständigkeit des Ergebnisses, das auch nach 24 Stunden Trocknung die Scanscheibe verschmierte und damit verloren ging. Der Versuch das Digitale durch den Ausdruck analog zu manifestieren, kehrt sich in ein virtuelles Gegenbild. Es entsteht ein Original, das wie ein Quark im Quantenraum sich in seiner Materialisierung auflöst und nur durch seine Spuren im digitalen Scan erhalten werden kann.